© 2012 Ronni Shendar ReutShemesh_frame5_RonniShendar

Review of AORA in akT

Photo above from AORA by Reut Shemesh, for which I created the stage, light and visual design.
Watch a short video of AORA here

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ROMY WEIMANN reviews AORA in akT Magazine (die Kölner Theaterzeitung)

This is a translation of what she wrote about the stage design (thank you!!) and you can read Full article (in German) below.

“The stage is like a room from another dimension. Upon entering the large industrial hall of the DQE one finds a large white cube at its center. It seems like a luminous universe, and it degrades the surrounding hall into a dark, spare, empty room…an auratic, dazzling stage canvas.

“The audience glances into the bright glowing white. Spotlights behind the fabric walls, shrill light shines from above – the four dancers are denied any kind of protection, any emotion is unfolded. And they are astoundingly motionless, staring at the ceiling with stoic concentration, as if they were watching an imaginary miracle.”

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Seit 2010 lebt und arbeitet Israelin Reut Shemesh schon in Köln. Sie gilt als das spannendste Nachwuchstalent der letzten Jahre. Mit der Inszenierung “AORA” im DQE macht sie ihrem Ruf alle Ehre – und wurde prompt für den Kölner Tanzpreis nominiert.

Die Bühne ist ein Raum wie aus einer anderen Dimension. Kommt man in die riesige Halle des Design Quartiers Ehrenfeld, findet man an diesem Abend einen weißen Kasten in der Mitte. Er scheint wie ein strahlendes Universum, degradiert sein Umland zum dunkel kahlen Leerraum. Die israelische Choreografin Reut Shemesh kreiert mit “AORA” ein auratisch schillerndes Bühnengemälde. Im Zuschauerraum angekommen, blickt man dann ins leuchtende Weiß. Scheinwerfer hinter den Folienwänden, grelles Spotlight von oben – den vier Tänzern wird jeglicher Schutz verwehrt, jede Regung offen gelegt. Und sie sind verblüffend reglos, starren mit stoischer Konzentration an die Decke, als würden sie ein imaginäres Wunder beobachten. In den ersten unendlichen Minuten scheinen die beiden Pärchen – eines am hinteren und eines am vorderen Bühnenrand – malerisch. Ihre zeitlupenartigen Minimalbewegungen werden dabei zu Pinselstrichen, die das Gemälde vervollkommnen. Der Operngesang von Woohee Chung, für die Vorstellung eingespielt, und das wohlklingende Klavierspiel u.a. von Händel polieren die glänzende Oberfläche der unbewegten Harmonie. Doch bald kommt Hektik auf. Or Hakim in schwarzer Spitze und Youngsuk Lee in einheitlichem Schwarz robben seitwärts synchron über die Bühne, ständig nach links und rechts blickend. Laura Eva Meuris und Nicolas Robillard vollführen klassische Hebefiguren, formieren sich zu einer sakralen Engelsfigur, die im Rückwärtsschritt den gewohnten Abstand von Publikum und Bühne bedrohlich überschreitet.
Shemesh lässt Klassik und Moderne aufeinander prallen. Filigrane Bewegungen vor plastisch futuristischer Kulisse werden immer wieder konterkariert durch groteske Bilder. Etwa wenn die beiden Frauen sich krebsartig in Brückenhaltung aufeinander zu bewegen, Lee seinen Kopf durch die Beine von Hakim schiebt, um sie dann auf die Schultern zu heben. Oder wenn sich alle kampfartig ineinander verkeilen. Dann scheint die Makellosigkeit der überschönen Gesellschaft gestört. Immer wieder gerät ihre Welt wie durch ein Erdbeben ins Wanken. Sie lösen sich voneinander, geraten in ekstatisches Zucken und Schütteln. Als Individuen taumeln sie in die Haltlosigkeit, müssen sich wieder fangen, in die Gruppe finden. In einer endlos wirkenden Szene bewältigen sie dann die Nachbeben, strecken und beugen sich in hoher Geschwindigkeit, hecheln und keuchen. Das traumhafte Tanzgemälde zeigt Risse, offenbart die Brüchigkeit eines gesellschaftlichen Gefüges und stellt Schönheit unmittelbar neben ihre Zerstörung. Was bleibt, ist die Kunst. Shemesh vereint Tanz, Musik (Nico Stallmann) und Raumdesign (Ronni Shendar) zu einer symbiotischen Ästhetik. Bleibt nur zu hoffen, dass die Stadt Köln eine so außergewöhnliche Künstlerin halten kann.
ROMY WEIMANN